Programm
   
Symposium - Bilder des Deutschen im sowjetischen und postsowjetischen Kino
     
 

Symposium von Montag, 31. März, bis Mittwoch, 2. April 2003
Rathaus Wiesbaden, Schlossplatz 6, Sitzungssaal

Noch ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen nicht unverkrampft. Auf beiden Seiten halten sich zahlreiche Vorurteile, negative und positive Klischees. Das diesjährige goEast-Symposium beleuchtet sie in Vorträgen und Diskussionen, auch mit Blick auf die Deutsch-Russischen Kulturbegegnungen 2003/2004. Es wird ein umfangreiches Filmprogramm gezeigt und analysiert. Unter der Leitung des Berliner Filmhistorikers Hans-Joachim Schlegel stellen Experten aus Moskau, Riga, Vilnius, Berlin und Gernsbach die wechselhaften "Bilder des Deutschen im sowjetischen und postsowjetischen Kino" vor. Im Kontext der jeweiligen historischen, politischen und kulturellen Bedingungen soll den Grundlagen und Folgen dieser Ikonografie nachgegangen werden. Dabei sind überraschende Entdeckungen vieler unbekannter Filme aus dem russischen Gosfilmofond-Archiv zu machen: etwa eine Animationsfilm-Agitation von Vladislav Starevic aus dem Ersten Weltkrieg neben einer Agitfarce, die die Klassiker Grigorij Kosinzev und Leonid Trauberg im Zweiten Weltkrieg mit Impulsen ihrer avantgardistischen "Fabrik des exzentrischen Schauspielers" drehten. Weitere Beispiele sind die Verfilmung eines Béla-Balázs-Romans, für die dieser Pionier der internationalen Filmtheorie das Drehbuch schrieb, und Adaptionen von Büchern Feuchtwangers und Fedins.
Erstaunlich sind die zahlreichen positiven Bilder von Deutschen: Russen und Deutsche verbrüdern sich in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, verlieben sich und sind in utopisch-revolutionärer Solidarität verbunden. In vielen dieser Filme sind stilistische Einflüsse deutscher Filme zu entdecken, darunter auch expressionistische: ein bislang ausgeklammertes Kapitel, das beim Symposium aufgeschlagen werden soll. Eine Entdeckung besonderer Art dürfte ein Dokumentarfilm über das Deutschland kurz vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise sein, den sein Regisseur Erofeev als eine Antwort auf Walter Ruttmanns Großstadtfilm konzipierte.
Es wird gefragt werden, inwieweit positiv überhöhte Deutschen-Bilder sowjetische Soldaten mit verhängnisvoll illusorischen Vorstellungen in den Zweiten Weltkrieg ziehen ließen. Doch selbst in Filmen über das Trauma von Faschismus und Zweitem Weltkrieg finden sich nicht nur negativ verzerrte Klischees, sondern auch Bemühungen um differenzierte Darstellung. Ein Spielfilm von Michail Romm stellt am Schicksal russischer "Ostarbeiter" die kleinbürgerlichen Quellen des Faschismus in einer Weise dar, die russische Kulturfunktionäre aufgrund gar zu offensichtlicher Parallelen zur eigenen Situation verschreckte. Ein 1993 in Turkmenistan gedrehter Film bringt in dieses Spektrum auch das tragische Schicksal der im Zweiten Weltkrieg deportierten Deutschen ein.
Über die 16 Filme des Symposiums-Kinoprogramms hinaus werden die Referenten und Referentinnen weitere Beispiele und Zusammenhänge mit Video-Zitaten belegen. Die Vorträge halten Maja Turovskaja, Neja Zorkaja und Evgenij Margolit (alle Moskau), Abraham Kletzkins (Riga), Zivile Pipinyte (Vilnius) und Peter W. Jansen (Gernsbach).
Das Symposium wird gefördert von der Allianz Kulturstiftung und dem Auswärtigen Amt Berlin und unterstützt durch das russische Filmarchiv Gosfilmofond.

Bei Akkreditierung zum Symposium im Deutschen Filminstitut - DIF unter
Telefon 069 / 96 12 20 27 oder
E-Mail info@filmfestival-goEast.de
erhalten Teilnehmer jeweils 3 € Rabatt auf den Eintrittspreis der Symposiumsfilme.

 

 

       
     
     
       
  Download des gesamten Symposiumprogramms (PDF, 188KB):    
     
       
  Neuerscheinung: Publikation "Subversionen des Surrealen im mittel- und osteuropäischen Film" zum goEast Symposium 2002: