Symposium MAINSTREAM MADE IN RUSSIA Donnerstag, 06. April, bis Samstag, 08. April
2006 Mit „Wächter der Nacht“ (R: Timur Bekmambetov, Russland 2004) ist im letzten Jahr der erste russische Blockbuster entstanden, der nicht nur international viel Geld einspielt, sondern auch amerikanische Verleiher dazu gebracht hat, in die Fortsetzung zu investieren. Damit ist eine neue Stufe eines Prozesses erreicht, der nach dem kompletten Zusammenbruch der russischen Filmindustrie in den neunziger Jahren mit „Brat“ (R: Aleksej Balabanov, Russland 1997) begann. Grund genug, sich ausführlicher mit dem populären russischen Film zu beschäftigen und dabei auch zurück zu blicken: Welchen Stellenwert hatte Massenkultur im Kommunismus? Bereits unter Stalin gab es die „russische Antwort auf Hollywood“, wie die populären Filme auch heute wieder gerne bezeichnet werden. Wo verlaufen die Grenzen zwischen Imitation und Innovation, wie sieht die nationale Spezifik aus, damals und heute? Das goEast Symposium 2006 möchte Formen und Funktionen populärer russischer Filme untersuchen und dabei auch die Hintergründe dieser Entwicklung analysieren: neben den Produktionsbedingungen wird es auch um die Rolle des Staates und die veränderte Rezeptionssituation im 21. Jahrhundert gehen. Das interdisziplinäre Symposium mit russischen und deutschen Referenten wird von einer ausführlichen Filmreihe begleitet. |
|||||
Vorträge |
|||||
ReferentInnen und Themen | |||||
Donnerstag, 06.04. Der auf Mittel- und Osteuropa spezialisierte Filmhistoriker, ?theoretiker und –kritiker ist auch als Übersetzer aus dem Russischen, Slowakischen, Tschechischen und Polnischen tätig. Schlegel hat die „Schriften“ von Eisenstein und Tarkovskij sowie den auch ins Tschechische und Russische übersetzten Band „Die subversive Kamera. Zur anderen Realität in mittel- und osteuropäischen Dokumentarfilmen“ (1999) herausgegeben. Neben Lehraufträgen an Universitäten und Filmhochschulen des In- und Auslandes arbeitet er an internationalen Filmfestivals mit (Oberhausen, Nyon, Berlin, Venedig und Leipzig). Schlegel, Dr. h.c. der Filmhochschule Bratislava, ist Mitglied der European Film Academy, des Konsultativrates des Moskauer Eisenstein-Zentrums für filmkulturelle Forschungen und des Redaktionsbeirates der filmwissenschaftlichen Fachzeitschriften „Kinovedceskie Zapiski“ (Moskau) und „Kino Raksti“ (Riga). |
|||||
Freitag, 07.04. |
|||||
Freitag, 07.04.
Im Anschluss: Diskussionsrunde |
|||||
Freitag, 07.04. |
|||||
Freitag, 07.04.
Im Anschluss: Diskussionsrunde |
|||||
Samstag, 08.04. |
|||||
Samstag, 08.04. 11.00 Uhr / NIKOLAJ NIKITIN (Koreferent) Herausgeber Schnitt-Filmmagazin, Köln „Die Russen kommen. Anmerkungen zu dem Erfolgsfilm BRAT“ |
|||||
Samstag, 08.04. 14.30 Uhr Runder Tisch „Neue Trends in der russischen Filmindustrie“ mit Produzenten und Verleihern aus Russland Moderation: CLAUDIA DILLMANN Direktorin Deutsches Filminstitut – DIF |
|||||
Samstag, 08.04. 16.30 Uhr Abschlussdiskussion mit allen Referent/innen |
|||||
Filmreihe: | |||||
ANTIKILLER Wegen eigenmächtigen Handelns bei der Verbrechensbekämpfung landet Polizeimajor Korenev („der Fuchs“) im Gefängnis. Er kann jedoch fliehen und kehrt in seine Heimatstadt zurück, um von dort den Kampf gegen das Bandenwesen und seinen persönlichen Feind Schaman auf eigene Faust und nach eigenen Gesetzen fortzuführen: Er hetzt verschiedene Verbrecherbanden gegeneinander auf... Dem als erfolgreichster Kassenschlager des Jahres ausgezeichneten Film folgte die ebenfalls überaus erfolgreiche Fortsetzung ANTIKILLER 2, ein dritter Teil ist in Vorbereitung. Alpha: 07.04. / 22.00 Uhr |
|||||
BELOE
SOLNZE PUSTYNI / DIE WEISSE SONNE DER WÜSTE Nach dem Modell amerikanischer Western entstanden Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre zahlreiche sowjetische „Eastern“, die Abenteuer aus der Zeit des Bürgerkriegs und der Errichtung der Sowjetmacht in ’exotischen’ mittelasiatischen Wüstenlandschaften erzählten. Motyls BELOE SOLNZE PUSTYNI wurde zu einem Kultfilm, den damals 34,5 Millionen Zuschauer sahen: Der demobilisierte Rotarmist Fedor Suchov durchquert auf dem Heimweg in sein fernes russisches Dorf eine endlose mittelasiatische Wüste und rettet hier Sain, den Bai Abdullah bis zum Kopf im Sand vergraben hat. Sain wird zu seinem treuesten Kameraden im Kampf gegen die marodierende Bai-Bande und deren weißgardistische russische Helfershelfer. Alpha: 06.04. / 18.00 Uhr |
|||||
BRAT
2 / BRUDER 2 Daniil Bagrov (Sergej Bodrov jr.), ein ehemaliger russischer Tschetschenienkämpfer, der im vorausgegangenen Erfolgsfilm BRAT noch als Rambo-Rächer erniedrigter und beleidigter Landsleute in St. Petersburg agierte, ist diesmal – wieder zusammen mit seinem Bruder, dem „Tartaren“ – in Moskau und Chicago aktiv: Er rächt einen Kameraden aus dem Tschetschenienkrieg, den ein russischer Mafiaboss im Auftrag eines amerikanischen Mafiabosses umbringen ließ, und befreit dabei auch eine russische Prostituierte aus den Händen ihres schwarzen Zuhälters. Er tut dies mit überlegener Professionalität, kommentiert dabei seine Aktionen aber mit populistisch-patriotischen Sprüchen. Der mit 90 Kopien gestartete Thriller spielte im Kino und auf dem Videomarkt Rekordgewinne ein. Alpha: 08.04. / 22.00 Uhr |
|||||
KASCEJ
BESSMERTNYJ / DER UNSTERBLICHE KASCEJ Der Märchenfilm beginnt mit dem barbarischen Überfall schwarzer Ritter auf ein idyllisches russisches Dorf. Ein Pilzmännchen weist dem Recken Nikita den Weg ins Reich des angeblich unsterblichen Knochenmanns Kascej, der Nikitas Braut, die schöne Marija, geraubt hat. Auf einem Zauberteppich fliegt Nikita zum Schloss Kascejs. Er befreit Marija und besiegt Kascej in einem an Szenen aus Eisensteins ALEKSANDR NEVSKIJ erinnernden Zweikampf. Der Glaube an den russischen Sieg über ausländische (vulgo deutsche) Barbaren wird hier mit durchaus selbstironischen Passagen verknüpft. In beeindruckenden Fantasy-Trickelementen scheinen russische, aber auch orientalische und deutsche Märchenmotive auf Caligari: 07.04. / 13.30 Uhr |
|||||
LICNYJ
NOMER / HUNDEMARKE Der Kampf gegen den „islamistischen Terror“ als Actionfilm: Aus Rachegelüsten gegenüber seinem Land versucht ein exilierter, in einer westlichen Luxusvilla lebender russischer Oligarch Mitarbeiter der KGB-Nachfolgeorganisation FSB mit manipulierten Videos zu erpressen. Vor allem aber tut er sich mit arabischen „Ansar-Allah“-Terroristen zusammen, die nicht nur eine Geiselnahme durch Tschetschenen in einem Moskauer Zirkus organisieren, sondern vor allem das ewige Rom in einen ewigen Trümmerhaufen verwandeln wollen. Doch FSB-Major Smolin gelingt es noch rechtzeitig, diesen ungeheuren Terrorakt zu verhindern. Er wird dabei unter anderem von russischen und westlichen Sondereinheiten unterstützt. Alpha: 10.04. / 22.00 Uhr |
|||||
MJORTVYJ
SESON / TOTE SAISON Abenteuerfilm nach einem authentischen Fall: Der sowjetische KGB-Mann Ladejnikov soll den deutschen Kriegsverbrecher Haas aufspüren, der während des Zweiten Weltkriegs psychochemische Waffen an sowjetischen Kriegsgefangenen erprobte und nach dem Krieg in einer kleinen westlichen Universitätsstadt weiter an gefährlichen Substanzen arbeitet. Mit Hilfe des Moskauer Schauspielers Savuschkin, einem ehemaligen Kriegsgefangenen, will Ladejnikov den Mann identifizieren. Beide müssen viele gefährliche Abenteuer bestehen, bevor Savuschkin mit Geheimdokumenten nach Moskau zurückkehren kann. Ladejnikov jedoch fällt der Spionageabwehr in die Hände. Der Film kam in der UdSSR auf 35 Millionen Zuschauer. Alpha: 11.04. / 16.00 Uhr |
|||||
NOCNOJ
DOZOR / WÄCHTER DER NACHT Nach dem Fantasy-Roman von Sergej Lukjanenko. Der aus Blockbustern hinlänglich bekannte ewige Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis ist in NOCNOJ DOZOR in eine recht komplexe Geschichte verpackt, die auf eindeutige Rollenzuweisungen verzichtet. Der im rasanten Tempo erzählte Film geizt dabei nicht mit Spezialeffekten, Action und Blut. Magie wird als selbstverständlicher Teil des russischen Alltags gezeigt, die Geschichte ist im heutigen Moskau angesiedelt. Dort helfen Hexen eifersüchtigen Männern; der Nachbar ist zwar Vampir, deswegen aber nicht weniger hilfsbereit, und selbstsüchtige Töchter setzen das Wohl ganzer Städte aufs Spiel. Caligari: 09.04. / 22.00 Uhr |
|||||
PIRATY
XX VEKA / PIRATEN DES 20. JAHRHUNDERTS Der sowjetische Frachter „Nesin“ transportiert Opium für die einheimische Pharmaindustrie von Südostasien nach Wladiwostok. Auf offener See wird das Schiff von einer Piratenbande geentert und gesprengt. Die sowjetische Mannschaft kann sich auf eine Insel retten, die auch den Freibeutern als Versteck dient. Unterstützt von einer Inselbewohnerin, die sich für die von den Piraten begangenen Brutalitäten und Vergewaltigungen rächen will, geht die Mannschaft gegen die Bande vor. In abenteuerlichen Kämpfen, zu denen auch Unterwasser- und Karateszenen gehören, kann sie die Insel von der Gewaltherrschaft befreien. Diesen ersten sowjetischen Actionfilm nach amerikanischem Muster sahen seinerzeit 87,6 Millionen Zuschauer. Bambi: 07.04. / 8.00 pm |
|||||
VOLGA-VOLGA
/ WOLGA, WOLGA Eine der erfolgreichsten Musikfilmkomödien der Stalinzeit, mit Hollywood-Impulsen gedreht von Sergej Eisensteins einstigem Mitarbeiter Grigorij Aleksandrov. Dessen Frau, die beim sowjetischen Publikum überaus populäre Ljubov Orlova, spielt hier die Rolle der musikbegeisterten Postbotin Strelkova: Als in einem abgelegenen Provinzstädtchen die Einladung zu einem Laienmusiker-Wettbewerb in Moskau eintrifft, mobilisiert sie die musikalischen Naturtalente des Ortes gegen den vom sowjetischen Komikerstar Igor Iljinskij gespielten Bürokraten Byvalov. Die Wolgafahrt nach Moskau wird zu einem turbulenten Wettstreit zwischen Byvalovs „Mississippi-Dampfer“ und dem Floss von Strelkovas Naturtalenten, der mit deren grandiosem Triumph in Moskau endet: Unter dem sowjetischen Staatswappen singt ein junger Pionier das inzwischen zum Allgemeingut gewordene optimistische Lied der Postbotin. Caligari: 10.04. / 13.30 Uhr |
|||||
ZMURKI
/ BLINDE KUH Persiflage auf das russische Actionkino des ersten Nachwende-Jahrzehnts, als die „ursprüngliche Akkumulation“ im Film wie im Alltag auch in der Provinz zu blutigen Fehden unter Mafiabanden führte. Das Ergebnis sind bluttriefende Gewaltszenen, in denen russische Filmstars Genreklischees mit gestischer und sprachlicher Übertreibung in die totale Trivialität überführen: In einer russischen Provinzstadt müssen Simon und Sergej dem örtlichen Mafiaboss Michalyc (Nikita Mihalkov in einer unerwarteten Rolle) einen Koffer voller Heroin abliefern oder mit ihrem Leben bezahlen... Der Film spielt in den frühen neunziger Jahren. Im Nachspann erfahren wir, wie sich die Verhältnisse im neuen Russland mittlerweile gewandelt haben. Alpha: 08.04. / 20.00 Uhr |
|||||
Download: Vorträge "Symposium 2006" (PDF, 291 KB) | |||||
Download: Flyer "Symposium 2006" (PDF, 1,5 MB) | |||||
INFORMATION / ANMELDUNG Deutsches Filminstitut – DIF goEast – Festival für mittel- und osteuropäischen Film Schaumainkai 41 D- 60596 Frankfurt Tel.: +49-69-9612 2027 Fax: +49-69-6637 2947 info@filmfestival-goEast.de |
|||||