DIE INSEL
DER WIEDERGEBURT / KALADAN KELGEN KYZ
Kasachstan 2004
Regie: Rustem Abdrasov, 80 MIN
KANALDAN KELGEN KYZ erzählt die Geschichte eines in den frühen
sechziger Jahren in einem kleinen Ort am Aralsee heranwachsenden Jungen,
der sich in die Tochter eines Funktionärs aus der Stadt verliebt.
Doch im strengen kommunistischen System, wie es im Ort praktiziert wird,
gibt es keinen Platz für unangemessene Gefühle und Gedichte,
für Privatsphäre und die schönen Künste. Wie in einer
Gegenbewegung übernimmt die Literatur da eine eigenständige
Rolle im Film, der vom Voice-Over-Kommentar dominiert wird. Zu hören
sind Aufnahmen der Stimme des Vaters des Regisseurs, des in Kasachstan
berühmten und von der Zensur verfolgten Dichters Zaraskan Abdrasov.
Er liest eine autobiografische Elegie, die den ganzen Film inspirierte:
Rustem Abdrasov versteht sein Werk als „geistigen Dialog“
mit seinem Vater und dessen Geschichte. Der Film taucht die Bilder der
kargen, sandigen Weite Kasachstans, des glitzernden Sees, der Kamele und
einfachen Fischerhütten in Sepiatöne. Der Farbe ist es vorbehalten,
das Erwachen der körperlichen Sehnsüchte des Jungen anzudeuten.
Die schüchterne Liaison des ungleichen Paares führt in der quirligen
multi-ethnischen Dorfgesellschaft zu Aufruhr und moralischer Empörung.
Vor das Tribunal des Schuldirektors gestellt, begeht der Junge Verrat
an seinen Gefühlen. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als
den Ort seiner Jugend zu verlassen. Zwischen Bildungs- bzw. Entwicklungsroman
und klassischer Coming of Age-Story angesiedelt, erzählt der Film
ganz beiläufig auch von der beginnenden Modernisierung in diesem
abgelegenen Landstrich: von Fotografie und Radio, von Automobilen und
den ersten Menschen im Weltraum.
Caligari: 08.04. / 16.00 Uhr
Bambi: 09.04. / 12.00 Uhr
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