Cechovskie Motivy / Cechov-Motive / Chekhov's Motives  
       
 

Russland / Russia 2002
120 MIN / 35mm, s/w, OmeU

REGIE / DIRECTOR: Kira Muratova
Buch / Screenplay: Kira Muratova, Jevgenij Golubenko
nach Erzählungen von Anton Cechov
Kamera / Cinematography: Valerij Machnev
Ausstattung / Art Director: Jevgenij Golubenko
Schnitt / Editor: Valentina Olejnik
Musik / Music: Valentin Silvestrov
Produzent / Producer: Igor Kalenov

Produktion / Production: Nikola Film, St. Petersburg

Darsteller / Cast: Sergej Bechterev
Nina Ruslanova
Natalja Buzko
Philip Panov
Aleksandr Baširov
Jan Danhel

   
   
 
  Kira Muratova, eine der bedeutendsten Regisseurinnen Russlands, verbindet in ihrem Film Motive und Charaktere aus verschiedenen Kurzgeschichten des Dichters Anton Cechov, katapultiert sie ins 21. Jahrhundert und gewinnt ihnen durch diese Modernisierung neue Seiten ab. Der Film handelt von einem sensiblen, leicht linkischen jungen Mann, der mit seinen Eltern und seinen Geschwistern auf dem Land lebt. Mehr schlecht als recht hält die Familie sich mit Viehzucht und Ackerbau über Wasser. Durch die Aufnahme eines Studiums in der entfernten Stadt versucht der Sohn, dem Einfluss seines tyrannischen Vaters zu entrinnen. Auf seinem Weg in die Stadt stößt er zufällig auf eine Hochzeitsgesellschaft. Ein paar neureiche Städter lassen sich in einer streng orthodoxen Zeremonie trauen. Allerdings gerät die Veranstaltung zusehends zur Farce, denn weder das Brautpaar noch die zahlreichen versnobten Gäste interessieren sich sonderlich für die Rituale und Gebete des Priesters. Sie vertreiben sich die Zeit in der Kirche mit Lästern, Flirten und Protzen.
Verstört von der Respektlosigkeit und Dekadenz der Großstädter, zweifelt der junge Bauerssohn plötzlich an seinem Entschluss, das Landleben hinter sich zu lassen. Er kehrt auf den elterlichen Hof zurück, wo er von seinem Vater mit Spott empfangen wird. Voller Zorn findet der Sohn daraufhin zum ersten Mal den Mut, seinen Vater zur Rede zu stellen.
 
   
     
 

Kira Muratova
Geboren am 5.11.1934 im damals rumänischen und heute moldawischen Soroki.
Sie studiert von 1954 bis 1959 Regie an der Moskauer Filmhochschule VGIK in der Meisterklasse von Sergej Gerassimov und Tamara Makarova. Ihr Regie-Debüt 1967, KOROTKIE VSTRECI, wird abgelehnt, sie erhält zeitweise Berufsverbot. Auch mit dem 1989 entstandenen Film ASTENICESKIJ SINDROM bekommt sie Probleme; in Berlin gewinnt er den Silbernen Bären. Muratovas Filme gehen keine ästhetischen oder inhaltlichen Kompromisse ein, die Regisseurin verteidigt sie gegen marktwirtschaftliche Produktionszwänge ebenso wie früher gegen die sowjetischen Zensoren. Seit 1961 lebt und arbeitet sie in Odessa (Ukraine). Beim ersten goEast-Festival 2001 wird Muratovas VTOROSTEPENNYE LJUDI als bester Film ausgezeichnet.

Filmografie (Auswahl)
1967 Korotkie vstreci / Kurze Begegnungen / Brief Encounters / (+ Co-Autorin, Darstellerin)
1971 Dolgie provody / Lange Abschiede / A Long Goodbye
1987 Peremena ucasti / Schicksalswendung
1989 Asteniceskij sindrom / Das asthenische Syndrom / The Asthenic Syndrome (+ Co-Autorin)
1992 Cuvstvitelnyj milicioner / Der sentimentale Polizist / The Sentimental Policeman
1994 Uvlecenija / Kleine Leidenschaften / Passions
1996 Tri istorii / Drei Geschichten / Three Stories
1999 Pis'mo v ameriku / Der Brief nach Amerika / Letter to America
2000 Vtorostepennye ljudi / Menschen zweiter Klasse / Second Class Citizens
2002 Cechovskie Motivy / Cechov-Motive / Chekhov's Motifs